Törnbericht über unseren Ostseesegeltörn vom 09.06.07 – 16.06.07 von Heiligenhafen

 

Nach dem super tollen Ostseesegeltörn mit Otmar und Gisela im September 2006 (16.09.06-23.09.06) habe ich mich in die Ostsee verliebt und wollte natürlich sofort einen neuen Ostseetörn planen. Am 23.10.06, also schon einen Monat nach unserem Törn, habe ich Otmar, René und Uwe angemailt und ihnen Boot (Oceanis), Fahrgebiet (Ostsee ab Heiligenhafen) und Zeitraum (09.06.07-16.06.07) vorgestellt, mit der Frage: „Habt Ihr Lust“. Lust wie immer alle, Zeit haben aber nur Otmar und Uwe. Otmar will noch seinen Sohn Oli mitnehmen, der zu diesem Zeitpunkt gerade sein Abitur bestanden hat. Zweiter Weihnachtstag können Otmar und ich auch noch meinen Neffen Benjamin begeistern. Also sind wir jetzt 5 auf einer Oceanis 321.

 

Die Crew:

 

Otmar, bester Navigator, ohne ihn segele ich nicht.

 

Oli, 19 Jahre, gerade Abi, liebt die Leichtigkeit des Seins.

 

Uwe, war schon auf dem Ijsselmeer dabei, hat schon mal kalte Finger.

 

Benjamin, 22 Jahre, Gas- und Wasserinstallateur, sehr sportlich, freut sich auf Aktion.

 

Ich, freue mich auf den super Törn und auf neue Crewmitglieder die segeln wollen.

 

 

Planung ist alles und so wird die Törnplanung erstellt und verschickt, die Proviantliste, was, wie viel und wann jeder isst, ausgefüllt. Wir stellen dann, nach der Addition der Mengen auf der Proviantliste fest, das wir 108 Flaschen Getränke (davon der überwiegende Teil Bier) einkaufen, und was viel schlimmer ist, bunkern (also im Schiff verstauen) müssen. Das wird ja noch ein Stück Arbeit werden. Egal, einkaufen wollen wir in Heiligenhafen im Aldi und Rewe. Adressen haben wir natürlich über das Internet schon rausgesucht.

 

Der Vercharter hat uns ein Bordbuch über sein Schiff zukommen lassen. Super Service.

 

Samstagmorgen, 09.06.07 um 06.30 Uhr treffen Benjamin und ich bei Otmar ein und los geht’s nach Oberhausen Uwe abholen. Im Gepäck die Marschverpflegung für unterwegs:

 

Gurkensalat mit Zwiebeln und Schafskäse von Benjamins Vater (super lecker)

Frikadellen von Otmar (das Beste was man aus Hackfleisch machen kann)

Schnitzel von mir

Bohnensalat mit Knobi dazu gebratener Lachs (geil).

 

Uwe abgeholt, sein Gepäck noch irgendwie in den Mondeo von Otmar gequetscht

 und los geht es nach Heiligenhafen, incl. Gaumenschmaus an einer schönen Raststelle.

 

So gegen 13.00 Uhr erreichen wir Heiligenhafen, können sofort aufs Boot, laden die Klamotten ein und Uwe geht bewaffnet mit der Rieseneinkaufsliste und Benjamin und Oli „proviantieren“. Otmar und ich übernehmen in dieser Zeit unser Boot „Stratus“, alles bestens, sehr gepflegt, wie erwartet.

 

Die Crew kommt zurück, alles wird verstaut, wir leisten Schwerstarbeit. Nach getaner Arbeit gönnen wir uns einen Imbiss und ich weise die Crew ein (wie was an Bord funktioniert, wer was wie machen muss usw.).

 

Dann heißt es nur noch Leinen los (17.00 Uhr), kleines Hindernis sind die Poller, die für die Breite des Bootes einfach zu eng zusammen stehen (hatten wir auch dem Vercharter schon gesagt), also bedeutet, drücken, schieben, quetschen. Das gelingt uns zu Lasten des unteren Stieles der Deutschlandfahne (grrrrrrrr). Wir verlassen Heiligenhafen, unser erstes Ziel ist Burgstaaken auf Fehmarn. Betonnung zu Ende und wir setzen bei herrlichem sonnigem Wetter mit Windstärke 4 die Segel. Wie besprochen gehen Benjamin und Oli an den Mast und das gelattete Groß wird durchgesetzt, alle zurück in der Plicht geht die Genua raus, ich gehe in den Wind und mit herrlicher Krängung beginnen wir unsere Segelwoche. Klasse. Benjamin ist begeistert und wir üben wenden. Hier ist die Kraft pur der Jugend (Benjamin + Oli) spürbar, die Genua fliegt bei jeder Wende und wird blitzschnell dicht geholt (fast Regatta Qualität). Leider

müssen die Segel zur Durchfahrt der Fehmarnsundbrücke runter

 

 

 

und wir motoren nach Burgstaaken. Im Hafen wenig Platz, aber wir finden (ca. 21.00 Uhr), für unsere Stratus, noch ein schönes Plätzchen.

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       21,3 sm

 

Fazit unseres Rundgangs in Burgstaaken in Hafennähe leider sehr „langweilig“. Wieder an Bord klären wir erstmal die obligatorische Schlaf-Frage. Oli und Benjamin in die Backbord Heckkabine. Uwe in die Bugkabine. Otmar will im Salon pennen und somit (danke Otmar) bekomme ich die Steuerbord Heckkabine. Damit aber auch Otmar gut schlafen kann, sorgen Benjamin und ich für eine Bettvergrößerung. Dafür besorgen wir irgendwie/irgendwo ein Brett. Fragt nicht wie, aber es hat super funktioniert.

Natürlich hat Benjamin an diesem Abend mit einer Taschenmessersäge die Deutschlandfahne wieder repariert und die Verantwortung für die abendlichen Fahnenappells übernommen.

 

Den Sonntagmorgen beginnen wir mit einem leckeren Frühstück in der Plicht bei super Sonnenschein. Beim Hafenmeister bezahlen wir noch die Liegegebühr und dann geht es ab nach Dänemark nach Marstal.

Ableger 10.30 Uhr unter Motor, nach der Betonnung sofort Segel setzen und mit voller Besegelung und leichtem achterlichem Wind fahren wir unter der Fehmarnsundbrücke durch. Der Wind wird leider an diesem Tag immer weniger und die Sonne immer mehr, so entschließen wir uns, die Segel runter zu nehmen und zu motoren. Aber bei diesem heißen Wetter springen wir dann irgendwann in die Ostsee und lassen uns hinter dem Boot herziehen.

 

                                           

 

Benjamin schafft dies auch noch bei über 5 Knoten (alle Achtung). Der Badespass wird nur jäh unterbrochen als ein Heer von Quallen auftaucht. Schade.

Um 19.30 Uhr laufen wir in den Hafen von Marstal, suchen ein bisschen, werden aber dann fündig und legen in einer Box an. Anlegemanöver klasse, Crew reagiert hervorragend.

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       47,6 sm

 

Am nächsten Morgen kurze Stippvisite in Marstal, sehr schöne Stadt und wir kaufen in einem kleinen Supermarkt Fleisch fürs Abendessen.

 

Zurück im Hafen unterhalten wir uns mit unseren Bootsnachbarn. Einer davon lange Haare und einen Oberkörper wie Schwarzenegger. Als er einem Nachbarboot beim Ableger hilft und den Bug wegdrückt, kann man nur noch faszinierende Blicke von der Dame, die auf dem Bug steht, sehen (ihr fielen die Augen aus dem Kopf).

Einem anderen Boot helfen wir beim Ableger, da die Bugleine sich am Steg verfangen hatte und die Frau am Bug die Leine nicht los bekam. Auf dem Bugkorb, ein Mann gekleidet in „Wolfskin“ sitzend,  schaute der Frau nur zu, mit den Worten: „dann schaue ich mal wie du das jetzt machst“ (lernen wir später noch kennen).

 

Dann legen wir ab Richtung Svendborg. Segel setzen, Wind wird immer weniger und es wird immer wärmer. Leider müssen wir wieder motoren und aufgrund der Quallenheere kühlen wir uns mit der Pütz ab. In Svendborg legen wir gegen 20.00 Uhr, mit Otmar an der Pinne,  steuerbords an dem Kai im  

 

  Stadthafen an.

 

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       31,4 sm

 

So, jetzt erstmal in die Stadt und ein kühles Bier. Finden ein nettes Lokal und bestellen zum Bier eine Riesenportion Nachos mit Hackfleisch, Gurken und Paprika. Köstlich. Die City von Svendborg ist sehr schön, der Stadthafen ist nicht zu empfehlen.

Zurück an Bord gibt es erstmal ein leckeres Abendessen und wir sitzen bei heißem Wetter in der Plicht, Otmar und ich bis 03.00 Uhr. Muss auch mal sein.

 

Dienstagmorgen, nach einem herrlichen Frühstück, legen wir ab und Oli trainiert Hafenmanöver. Danach legen wir an der Tankstelle an und füllen Diesel auf und ab geht es nach Lyö. Bei herrlichem Wind, leider gegen an, kreuzen wir was das Zeug hält und Benjamin läuft zur Höchstform auf. Das ist  Action, die er haben möchte. Als die Crew genug vom kreuzen hat, schmeißen wir den Motor an. Kurz vor Lyö, der Hafen ist sehr klein, fährt ein anderes Boot im Winkel von 45° zu unserem  Boot auch auf den Hafen zu. Wir erhöhen unsere Geschwindigkeit (ich bin gerne erster) und schaffen es vor diesem Boot in den Hafen. Anleger perfekt und unser Nachbar wird der zweite Sieger und siehe da, das Boot aus Marstal mit dem Wolfskin Dressman. Sein Lieblingsausspruch, wenn er etwas als gegeben darstellen möchte ist: „dann ist die Banan jeschält“.  Wir haben in den folgenden Stunden mindestens 50 „jeschälte Bananen“ erlebt. Die Besitzerin des Bootes, Petra, ist aber super nett und sehr kommunikativ. Wir liefern uns ein paar schöne Wortgefechte und haben viel Spaß, wenn nicht ab und zu unser Wolfskin Dressmann (ist wohl der Hausnachbar) die „Bananen schält“.

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       32,1 sm

 

Lyö ist wunderschön und so schlendern wir über die Insel. Benjamin und Oli haben natürlich als Wegverpflegung „en Fläsch Bier“ dabei.

 

           

 

Landschaft pur, Idylle bis zum abwinken. Auch in der Plicht genießen wir einen herrlichen Abend. Oli und Benjamin zieht es rüber zum Schiff mit einer Schulklasse. Leider zu jung. Kein freier Liegeplatz ist mehr im Hafen, als noch ein Schiff rein kommt. Der Skipper schmeißt ziemlich am Ende des Hafens die Bugleine um einen Poller (auf der Seite wo wir auch liegen), das Boot kommt rum liegt im Wind. Klasse.

 

 

Aber dann zieht er sich mit einer zweiten Bugleine von Poller zu Poller. Dauert so ca. 10 Minuten pro Poller. Mein Kommentar: „Was macht der da“. Als er in der Nähe unseres Bootes ist, frage ich ihn ob wir ihm helfen können und warum er nicht „längst“ an die Poller anlegt. Ja, meint er, wäre wohl die einfachste Möglichkeit. Die Umsetzung danach sieht aber alles andere als „einfachste Möglichkeit“ aus. Auch hierbei helfen wir ihm und irgendwann liegt er quer zu unserem Heck fest an den Pollern. Als Dank bekommen wir eine Schüssel mit „dolce misti“. Das ist italienisches Gebäck und schmeckt einfach nur köstlich, dafür noch mal ein herzliches Dankeschön.  

 

Mittwochmorgen, es hat in der Nacht geregnet, hellt aber schon wieder auf, genießen wir bei Speck und Rührei ein wundervolles Frühstück. Während wir spülen und klar Schiff machen, opfert sich Otmar in der Plicht und „schält mit unserem Nachbarn Bananen“. Tut uns ja sooooooooooo Leid Otmar. Ich hab noch nie so gerne gespült.

 

Dann geht es zurück nach Deutschland, an die Schlei nach Kappeln. Die Ostsee ist an diesem Morgen spiegelglatt (ein tolles Erlebnis) und wir motoren.

 

               

 

Guter Moment, um auch mal ankern zu üben. Also geht es ran an eine Insel und wir werfen den Anker. Liegen fest, sehr schön. Anker hoch mit der Muskelkraft von Benjamin. Manöver wiederholen und Anker hoch mit der Muskelkraft von Oli. Somit haben die Jungs wenigstens nicht umsonst gefrühstückt. So, jetzt aber auf nach Kappeln. Der Wind frischt auf und bei herrlichen 5-6 mit zwei Reff`s laufen wir über 7 Knoten. Jetzt gibt’s bei Benjamin kein Halten mehr, er fühlt sich richtig wohl an der Pinne.

 

         

 

Segeln vom Feinsten. Wir laufen ein in die Schlei mit Uwe an der Pinne und entscheiden uns für den Stadthafen vor der Brücke.

 

 

Bei der Einfahrt in die Box rutsche ich ab und trete auf das Gaspedal . Durch den plötzlichen Vorwärtsschub kann Uwe einen Zusammenstoß mit dem Nachbarboot nicht mehr verhindern (kleine Beschädigung am Steuerbordheck) und beim anschließenden Rückwärtsfahren beschädigen wir unseren Anker. So eine Schei………………. Nach dem zweiten Anlauf liegen wir fest und tauschen mit unserem Nachbarn die Versicherungen aus. Informieren den Vercharter und meine Skipperhaftpflicht und Kautionsversicherung. Übrigens nach der Reparatur unseres Bootes hat die Kautionsversicherung „Yacht-Pool“ direkt bezahlt. Super klasse Service. Die Stimmung ein wenig gesenkt, aber trotzdem genießen wir den Abend.

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       43,3 sm

 

Am nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück geht es in die Stadt zum einkaufen und „Leergut“ wegbringen.

 

 

Die Supermärkte sind richtig begeistert, wenn die Yachtis hier Säcke weise Leergut hinbringen. Wir kaufen Riesenfrikadellen und Fisch und auf geht es mit schwachem achterlichem Wind nach Laboe. Anleger im Hafen von Laboe durch Benjamin. Alles super. Dann zum Hafenmeister und mit Glück bekommen wir einen Liegeplatz, Umleger mit Uwe an der Pinne, klappt hervorragend, einziger Wehrmutstropfen wir müssen bis Freitagmorgen um 10.00 Uhr weg sein. Hafen Laboe einfach vom Feinsten.  

 

Sanitäranlagen sauber, sauber, sauber, und dass für 15,- €. Wir genießen den Abend in der Plicht.

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       27,8 sm

 

Freitagmorgen, Windstärke 6 Böen 7 aus Ost. Also nach Heiligenhafen gegen an. Frühstück und dann raus. Otmar an der Pinne. Wir machen weniger als 2 Knoten über Grund. Dann geht der Bootshaken über Bord und die Fall (war falsch befestigt) geht hoch. Also ohne Bootshaken keine Chance an die Fall zu kommen und somit keine Möglichkeit das Großsegel zu setzen. Meine Entscheidung, wir fahren zurück nach Laboe.

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       8,2 sm

 

Im Hafen von Laboe erklärt uns erstmal der Hafenmeister, aufgrund der Kielerwoche, kein Liegeplatz mehr. Wir könnten ja ankern, zeigt uns die Bucht ca. 10 m Grund. So lang ist noch nicht mal unsere Ankerkette und das bei Windstärke 6-7. Nach meinen Bitten und meinem Flehen bekommen wir einen neuen Liegeplatz. Benjamin zu Fuß dahin um die Leine zu fangen. Vorher genaue Instruktionen, denn wir haben bei dem Anleger nur einen Versuch. Warum? Wir müssen zwischen einer Kat und einem anderen Boot anlegen. Kommen steuerbords zur Kat mit Strom und Wind an und müssen dann rum, um hinter der Kat anzulegen. Leute, ein geiler Anleger und er gelingt spitzenmäßig. Nachdem wir fest sind, freue ich mich über den Handschlag von meinem Freund Otmar. So wie geht es jetzt weiter. Erstmal Vercharter anrufen, heute wird das nichts mehr. Aber wir versuchen bis 10.00 Uhr morgen da zu sein. Wir gehen davon aus, der Wind dreht heute Nacht und dann können wir so gegen 2-3 Uhr rüber nach Heiligenhafen. Wir müssen noch tanken. Tankstelle zu. Also Kanister kaufen und mit dem Taxi tanken fahren. Benjamin kauft einen neuen Bootshaken. Also alles wieder komplett. 21.00 Uhr liegen wir in den Kojen.

 

Samstagmorgen 02.30 Uhr geht es nach Heiligenhafen. Otmar beweist auch in der Nacht seine navigatorischen Qualitäten. Einfach super. Wir orientieren uns an der Betonnung und erleben eine windstille, regnerische Überfahrt teilweise mit Oli an der Pinne.

 

       

 

Ca. 09.00 Uhr erreichen wir Heiligenhafen, rufen unseren Vercharter an und erleben danach eine Auffrischung des Windes auf mindestens 5 (müsste jetzt bei der Einfahrt in den Hafen wirklich nicht sein). Einfahrt in die Box, Boot fest noch mit den vereinten Kräften eines Helfers, Kanister raus und Tank füllen, klar Schiff und Punkt 10.00 Uhr können wir ordnungsgemäß das Schiff übergeben.

 

Zurückgelegte Meilen an diesem Tag:                       34,2 sm

 

 

Gesamt zurückgelegte Meilen                                    245,9 sm

 

 

Alles ins Auto (regnet leider immer noch), dann zum Aldi Leergut wegbringen und es geht zurück. Ende einer tollen Segelwoche mit einer klassen Crew. Den Wind haben wir gespürt (wie versprochen) und ich fand es einfach super.

 

  Besonderer Dank an meinen Freund Otmar, Co - Skipper und Navigator.

 

 

 

 

 

Danke

Euer Skipper

 

 

Norbert 

Erftstadt, 04.10.2007