Törnbericht über unseren Segeltörn vom 01.06.08 – 06.06.08 auf der Ostsee ab Heiligenhafen

 

Otmar und ich mit den Motorrädern und Gisela und Elvi mit dem Cabrio an den Gardasee, das war schon seit Monaten geplant. Aber die Wettervorhersagen für Comer See und Gardasee für die erste Juniwoche sagten nur Regen voraus. Also haben wir am 28.05.08 die Entscheidung getroffen, wir fahren nicht an den Gardasee.

 

Wetter für die Ostsee für die erste Juniwoche sensationell. Also kurz Horst angerufen, ob er Zeit hat, ja, aber erst ab Sonntag den 01.06.08, am 29.05.08 dann bei Ecosail eine Gib Sea 312 (Gretchen) für 500,- € gechartert, am Samstag den 31.05.08 mit Elvi proviantiert und am 01.06.08 um  04.00 Uhr ging’s ab nach Heiligenhafen.

 

10.30 Uhr in Heiligenhafen unser Gretchen übernommen. Dann festgestellt Wasser funktioniert nicht. Anruf bei Ecosail, Techniker kommt. Montage einer neuen Wasserpumpe. Dann festgestellt Schlüssel zum Abschließen fehlt. Anruf bei Ecosail, wir kommen. Neuer Schlüssel funktioniert.

 

In Heiligenhafen bläst uns der Ostwind um die Ohren. Ablegen will hier genau überlegt sein und so schießen wir nach genauer Aufgabenverteilung um 14.00 Uhr aus der Box und rückwärts Richtung Hafenausfahrt, dort kurz Bug rum und wir sind gegen an (gegen den Wind) im Fahrwasser.

Auf geht es nach Laboe und wir setzen nach Verlassen des Fahrwassers die Segel. Boot verhält sich prächtig und bei herrlichem Vorwindkurs übernimmt Horst die Pinne. Am ersten Segeltag ist natürlich ein Vorwindkurs auch ein anstrengender „Schökelkurs“ (auch Kotzkurs genannt) und so waren wir doch sehr glücklich, dass wir um ca. 21.00 Uhr (wegen eingeschlafenem Wind sind wir ca. 2 Stunden motort) den Hafen von Laboe erreichten. Kurze Rundfahrt im Hafen, keine freie Box, also Anleger steuerbords an der Pier.

Versuch eine Karte für die Duschräume zu bekommen, leider negativ, da Hafenmeister nicht mehr da ist und die Karten, die man im Restaurant kaufen kann, abgelaufen sind.

Also zurück aufs Boot und Essen fassen. Freunde, ich sage euch, jetzt kommt’s.

Vorspeise scharfes Paprikahackfleisch mit grünem Salat und als Hauptspeise „frischer Spargel mit gekochtem Schinken an einem Hollandaisespiegel“. Also der Knaller. Ein Boot nicht größer als 9.50 sich leisten, aber frischer Spargel.

Gut genährt, aber hundskaputt ging’s dann in die Koje.

Nächster Morgen, die Nacht war leider nicht so ruhig, da wir öfters Schwell hatten durch auslaufende Boote, ging’s auf zum Hafenmeister. Nach 10 Minuten Fußmarsch (ich liebe es) mussten wir uns vom Hafenmeister sagen lassen, dass wir ja im alten Hafen liegen und somit der dortige Hafenmeister zuständig wäre. Also wieder zurück (ich liebe es). Bezahlt, geduscht und gefrühstückt und nach einem klasse Ableger von Horst geht es nach Damp. Kurze Entfernung, wir wollen es heute einfach ruhig angehen lassen. Segeln bei 4 Bft. nur mit der Genua. Einfach herrlich. Sonne, Sonne, Sonne. Früher Nachmittag wir erreichen Damp und legen an in der ersten Box am Gastliegersteg. Leider keine Klampe am Steg für die Steuerbordbugleine, also verhohlen wir uns in die zweite Box. Eingespieltes Team, klappt super. Anmeldung beim Hafenmeister, danach sonnt sich Horst in der Plicht und Otmar und ich suchen uns ein Schattenplätzchen im Hafen. Mit einem leckeren Abendessen „Spaghetti mit Krabben, Garnelen und Flusskrebsen in Sahnesauce an frischem Salat“ beenden wir den Tag und genießen den Sonnenuntergang mit wunderbaren Männergesprächen (natürlich nur wie nett und lieb unsere Frauen sind) in der Plicht. Herrlicher Abend, dafür die Nacht die reine Katastrophe. Bei Ostwind müsste dieser Hafen verboten werden. Schwell direkt im Hafen sorgt für ein zuckendes und ruckendes Boot und im Mast pfeift der Wind „La Paloma“. Also von Nachtruhe keine Rede.

Nächster Morgen haben wir 5 Bft und eine Brandung in der Hafenausfahrt mit ca. 2,50 m hohen Wellen. Bei einem kurzen Gespräch mit unseren Schiffsnachbarn, erfahrenes älteres Seglerehepaar, erhalten wir den Tipp in „Sonderburg liegen sie bei Ostwind sehr ruhig“ und die Frage „Wie sie wollen wirklich raus“. Ja wollen wir. Also Ablege Manöver besprochen und raus aus dem Hafen. In der Hafenausfahrt übernimmt Otmar bei Belegung der Bugleinen die Rolle eines Rodeoreiters und freut sich über die nasse Abkühlung. Es ist wirklich heftig. Dann Genua gerefft gesetzt und wir erleben einen fantastischen Ritt bei super Sonnenschein. Wind etwas weniger und wir nehmen die Reff’s aus der Genua. Ansteuerung Leuchtturm Kalgrund Sonderburg. Beim passieren des Leuchtturms lässt der Wind noch ein bisschen nach und wir (übermütig wie wir sind) setzen das Groß. Horst beim Segelsetzen jetzt meistens an der Pinne. Also Boot in den Wind und Segel rauf. Kommando an Horst mehr nach Steuerbord wird beantwortet mit „geht nicht“. Also kommt kurz, knapp, leise, höfflich und sehr freundlich, ja fast bittend die Anweisung: „dann gib Gaaaaaaaaaaassssssssss“. 

Und jetzt sage ich euch geht so richtig die Pief ab. Natürlich frischt es auf und wie es auffrischt. Plötzlich segeln wir hart am Wind mit aufgefiertem Groß (also keine Chance mehr durch Segel auffieren die Fahrt zu verringern) mit 7 Knoten über die See. Surfen ist ein Dreck dagegen. Also Entscheidung, Segel runter, der Rest wird motort. Bei 6 Bft unser gelattetes Groß runter, schön auf den Baum legen und festzurren, Schweinearbeit und es kostet mich meine Sailing Kappe (Geschenk von Otmar). Dann noch die Genua rein und ab in den Hafen Sonderburg. Nachdem wir die Einfahrt gefunden haben, einen tollen Anleger durchgeführt haben (Horst, so wie es sein muss im ersten Anlauf die Backbordleine über den ca. 2 m entfernten Poller, klasse), erwartet uns Idylle pur.

Heute „Schweinefilet mit Knoblauchsauce an Olivenkartöffelchen und buntem Salat“ und die Gesänge der Crew des Nachbarschiffes. Die Gesänge wurden dann abgelöst durch einen Akkordeonspieler mit seinen Seemannsliedern. Da fühlt der Segler sich zu Hause und wir haben geschlafen wie in Abrahams Schoß (toller Tipp unserer Schiffsnachbarn von Damp).

Der nächste Morgen weckt uns mit herrlichem Wetter und 4-5 Bft. Horst ist immer der Erste der aufsteht, duschen geht und dann Kaffee und Eier kocht (Eier exakt 4 Minuten) und die Brötchen aufbackt. Heute hatte er die Duschmarke vergessen. Kalt waschen kann auch schön sein, muss aber nicht.

Frühstück in dieser Idylle eine Wohltat für Leib und Seele.

Dann wieder klasse Ableger und auf geht es heute nach Soby. Wir segeln wieder nur mit der Genua und kreuzen, damit wir die Landzunge südöstlich Jütland passieren können. Also, wir hoch am Wind und ran an die Landzunge. Da hatten wir die Rechnung allerdings ohne unseren Navigator Otmar gemacht. Als wir dachten, wir hätten es geschafft kam er rüber mit der Mitteilung, hier ist eine Gefahrentonne, die müssen wir passieren. Also Tonne suchen. Tonne viel zu weit weg. Also kurze Diskussion zwischen Navigator und Skipper, Navigator hat recht (an Otmar herzlichen Dank), also auf zur Tonne, passiert und ab geht es mit halbem Wind nach Soby. Wind nimmt zu, Wellen nehmen zu und es scheint wir kommen keine Seemeile vorwärts.

Entscheidung Genua rein und es wird motort. Halleluja, es geht immer noch nicht voran. Mehr Schub und siehe da, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, wir kommen weiter. Nach der Landzunge der Insel Aero geht es richtig zur Sache. Wind und Wellen von vorne. Wind 6 Bft, Böen 7 Bft und Wellen ca. 2,50 m. Das macht so richtig Spaß. Hafen Soby kommt näher, Einfahrt problemlos und dann anlegen in der Gastliegebox. Keine Chance, Ostwind versetzt Boot sofort. Also legen wir, wie andere auch schon, backbord am Steg an. Boot fest, Hafenmeister super Typ und wir genießen Spaghetti mit Speckknobisauce und einem frischen grünen Salat. Das war ein anstrengender Segeltag.

Nächster Morgen, wir haben Zeit, da wir gegen an müssen, wollen wir eh motoren und da der Wind zur Mittagszeit abflaut wollen wir erst spät raus. Horst hat frische Brötchen besorgt und bei einem leckeren Frühstück sehen wir den anderen Yachten beim Ablegen zu. Dann wird es auch Zeit für uns und bei 3 Bft gegen an, glatter See, motoren wir gemütlich nach Bagenkop. Horst hat jetzt die Pinne fest in der Hand und fährt mit größter Konzentration durchs Fahrwasser. Hinter Marstal setzen wir die Genua und erleben wieder, wie schön segeln ist. Nach einmal kreuzen holen wir kurz vor Bagenkop die Genua rein und fahren in den Hafen. Wunderschön, aber bei Ostwind nicht gerade leicht in der Box anzulegen. Wir lassen uns Zeit, suchen uns die schönste Box aus, fahren in die Box und der freundliche Schiffsnachbar fängt die Leine, wir belegen und liegen vor herrlicher Kulisse.  

Wo können wir denn tanken? Heute ist in Dänemark hoher Feiertag und alles zu. Also Dieselkanister nehmen und auf in die Stadt. Ja, Tankselle 500 m. Ja, Tankstelle 800 m. Ja, Tankstelle ca. 1 km. Nette Antworten auf eine Frage. „Wo ist hier eine Tankstelle“. Gefunden, Kronenautomat (zum Glück hatten wir welche mit), getankt und Otmar und ich schleppen den Dieselkanister mit ca. 20 Litern bis zum Boot (ich glaube Horst hatte schon vorher den leeren Kanister so lange geschleppt, ist aber nur eine Annahme). Dann Boot betankt und der Abend kann beginnen. Italienischer Salat mit überbackenem Brot.

 

Ein herrliches Schauspiel dürfen wir an diesem Abend noch erleben. Motorboot, besetzt mit Mann und Frau fährt in den Hafen. Ansteuerung steuerbords an eine Box oder nur an einen Poller. Man weiß es nicht. Dann wird der Anleger abgebrochen und mit dem Bugstrahlruder wird über die Backbordseite weggedreht, natürlich mit dem Heck knallt man an den Poller. Einmal gedreht, nur mit dem Bugstrahlruder und Ansteuerung wieder in die Box, die aber zu klein ist. Spielt keine Rolle, rein. Erster Versuch, geht nicht. Also mehr Schub. Geht nicht. Also noch mehr Schub. Der Junge hat seinen Kahn da richtig rein gedroschen, ich möchte nicht wissen wie die beiden Bootsseiten verschrammt sind. Entweder war der voll wie ne Haubitze oder …….Einfach nur „Köstlich“.

 

Wind soll laut Wetterbericht am Freitagmittag einschlafen, deshalb planen wir ca. 05.00 Uhr raus damit wir bis Heiligenhafen noch super segeln können. Der Ableger bei Ostwind schon schwierig und so werden die Aufgaben und die Abläufe genau besprochen.

Freitagmorgen 04.00 Uhr aufstehen und frühstücken. Dann volle Konzentration auf den Ableger, mit den Heckleinen Boot an die Poller ziehen, Otmar führt mit der Steuerbordbugleine, dann Heckleine über die Poller, dann Rückwärtsschub und Horst hält Poller vom Boot frei dank der freundlichen Aufforderung „drüüüüüüüüück“. Super Ableger eines eingespielten Teams.

 

Jetzt erleben wir bei 4 Bft einen Sonnenaufgang und setzten kurz nach der Hafenausfahrt die Segel und mit Horst an der Pinne und hart am Wind machen wir 6 Knoten auf dem Weg nach Heiligenhafen. Was kann schöner sein? Nichts!!!!!!!

 

Kurz vor Heiligenhafen, Segel runter und wir motoren in den Hafen. Anlegen in der Box mit 4 Bft ist wieder eine Herausforderung und erfordert genaue Absprachen. Unsere Box ist belegt, also Box daneben und wie besprochen beenden wir den Törn mit einem „Klasse Anleger“. Klasse Crew.

 

Wir machen „Klar Schiff“, Abnahme durch den Bootsmann von Ecosail ca. 13.30 Uhr, alles in Ordnung und eine sehr schöne und erlebnisreiche Segelwoche von drei Freunden findet leider ein Ende.

 

Wir haben 171 Seemeilen zurückgelegt und sind davon ca. 16 Stunden motort.

 

Spürt den Wind

 

Norbert